Das Energiewendehandbuch

Zu meinem Geburtstag habe ich das Energiewendehandbuch („Energiewende, das Handbuch“) von einem Freund geschenkt bekommen. Die deutschsprachige Fassung wird über 2001 verlegt. Der englische Titel „The Transition Handbook“ trifft den Inhalt schon besser, da es nicht nur um die Energiewende geht. Sie wurde von Rob Hopkins geschrieben, der aus dem Permakultur-Bereich kommt.

Das Buch gliedert sich in drei Teile „Der Kopf“, „Das Herz“ und „Die Hände“. Was esoterisch anmuten mag ist pure Psychologie für Veränderungsprozesse:

  • Mit dem Kopf kann ein Problem erfasst werden: Das Buch beginnt also wie ein Sachbuch über Klimawandel und Erdölknappheit, allerdings so gut geschrieben und illustriert, dass es Spaß macht es zu lesen. Natürlicherweise blocken wir größere Probleme ab, die wir nicht so einfach lösen können und ignorieren sie (dieser Mechanismus ist übrigens in dem Film Unser Planet recht gut erklärt worden).
  • Das Energiewendehandbuch
    Das Energiewendehandbuch
  • Mit Herz und Seele kann man sich für etwas begeistern – das funktioniert aber nur mit einer positiven Vision und genau das lässt sich auch in einem Wandelprozess benutzen. So ist schon das Cover des Buchs eine solche positive Version. Es ist schwer mit Verzicht Menschen zu begeistern, außer sie merken auf was sie jetzt gerade verzichten und durch einige Schritte erreichen können.
  • Neben Wissen und Version benötigt man das Handwerkszeug, mit dem man andere begeistert und tatsächlich Dinge verändert. Dieser Teil bezieht sich auf die eigene Ortschaft und beschreibt – methodisch auf hohem Niveau – wie man regionale Änderungsprozesse anstößt und dabei möglichst viele einbezieht.

Neben den Themen Peak Oil (globales Erölfördermaximum – später mehr dazu in diesem Blog) und Reduktion des Energieverbrauchs werden die beiden Themen Relokalisierung und Resilienz eingeführt. Während hierzulande Relokalisierung schnell und einfach zu verstehen ist (Stärkung regionaler Wirtschaftsstrukturen) ist der Begriff Resilienz wahrscheinlich vielen noch nicht begegnet. Resilienz ist ein Begriff aus den Systemwissenschaften und beschreibt die Fähigkeit eines Systems auf äußerliche Einflüsse reagieren zu können. Beispielsweise haben Ökosystem eine hohe Resilienz, da sie z.B. durch extreme Wetterlagen nicht besonders stark beeinflusst werden. Ein naturnaher Wald wird im Vergleich zu einem Forst mit artfremden Arten wahrscheinlich viel stärker von einem Sturm betroffen sein, hat also eine höhere Resilienz.
Die Stärke dieses Kapitels liegt darin verschiedene große Probleme wie Klimawandel und Erdölknappheit zusammen zu denken.

Obwohl ich mich seit Jahren mit dem Klimawandel befasse, war mir das Problem der Erdölknappheit völlig unbekannt – ich kannte es nur aus den Erzählungen meines Vaters, der bereits in seiner Schulzeit ausrechnen musste, dass das Erdöl höchstens noch 20 Jahre reichen wird (da war ich noch nicht einmal geboren). Dennoch wird das Problem im Buch überzeugend dargestellt:  Die Ausbeutung von Erdölreserven in einzelnen Ländern erreicht immer ein Maximum und nimmt dann kontinuierlich ab, da es immer schwerer wird die verbleibenden kleinen Ressourcen zu fördern. Die meisten Länder haben bereits ihr Maximum erreicht und seit den 70er Jahren gab es keine wirklich großen Entdeckungen neuer Rohölvorkommen. Somit beschreiben verschiedene Wissenschaftlergruppen (z.B. die ASPO) und Studien (z.B. der Energy Watch Group) ein globales Erdölfördermaximum in den nächsten Jahren. Das Problem beginnt aber nicht, wenn das Erdöl alle ist, sondern in dem Moment wenn die Nachfrage weiter stark steigt und das Angebot gezwungenermaßen zurückgeht. Dann schießt der Preis in die Höhe. Das wird zum Problem, da wir vollkommen von billigem Erdöl (z.B. Benzin) sowie Produkten aus Erdöl (z.B. alles aus Plastik, aber auch Produktion von Dünger, bzw. Lebensmitteln) abhängig sind und mindestens 10 Jahre benötigen um unsere Wirtschaft entsprechend umzustellen.

Somit stellt sich die Frage, wie eine Stadt sich auf zu erwartende Engpässe einstellen kann. Das Buch stellt einige Ansätze aus den Bereichen Verkehr, Energie und Landwirtschaft vor. Das Besondere an dem Buch ist jedoch, dass es begeistert und Lust macht Teil eines solchen Wandels zu werden.

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